Sie sind viele. Sie sind gut ausgebildet, haben 1,37 Kinder
und kleiden sich durchschnittlich. Sie sind engagiert, aber zynisch, sie sind
satt, aber unzufrieden und leben wohlhabend auf Kredit. Sie schreiben
Einkaufszettel: Joghurt, Saft/Tomaten, aber nicht aus Holland/Wein, Bier/Und
eine gute Perspektive.
Das ist sie also – die Mitte der Gesellschaft. Doch woher kommt all die Frustration und warum ist es eigentlich so schwierig, glücklich zu sein? Oder liegt Zufriedenheit gar nicht im Wesen des Menschen? Ist Nächstenliebe eine Fehlfunktion im Gehirn? Und wohin sind eigentlich die Ideale verschwunden? Was ist mit dem gesellschaftlichen Wandel? Müsste sich da nicht mal jemand drum kümmern?
Stimmen treten heraus aus der Mitte der Gesellschaft, werden zum Sprachrohr für
so viele, stellen Fragen und verschwinden dann wieder dorthin, wo sie herkamen,
in eine undefinierbare Mitte. Der kurze Moment der Individuation und Reflexion
steht stellvertretend für eine ganze Generation der Suchenden nach dem
richtigen Leben. Und immer wieder ist da diese Angst, die Angst vor der
schleichenden Normalität. Bloß nicht unter den Durchschnitt fallen, den
Standard halten und am besten noch etwas daraufsetzen. Ein Leben ohne Auto oder
Computer – unvorstellbar! Es gilt immer up-to-date zu sein, sich ständig zu
aktualisieren, sich neu zu erfinden.
«Aus der Mitte der Gesellschaft» ist eine sprachgewaltige Reflexion über die deutsche Mittelschicht der 2010er Jahre. Absurd-poetisch werden das Selbstverständnis und die Zukunft der größten Gesellschaftsschicht hinterfragt.
Bühne: Christian Werdin
Dramaturgie: Annelie Mattheis
Gespielt von: Uta Eisold, Christine Reinhardt, Johannes Hubert, Tobias. M. Walter und Daniel Sempf.
(Die Rolle von Uta Eisold wurde ab 1.11.12 übernommen von Victoria Schmidt.)
Premiere war am 1. September 2012 auf der großen Bühne des Hessischen Landestheater Marburg.
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